Projektbeschreibung
Das MAPS Projekt erforscht das Phänomen, dass wissenschaftliche Modelle die Welt nicht nur abbilden, sondern auch verändern können, und es erarbeitet Strategien, um mit diesem Phänomen besser umgehen zu können.
Wissenschaftliche Modelle liefern oft nicht nur Vorhersagen oder Erklärungen. Insbesondere im sozialen Bereich beeinflussen sie die Objekte ihrer Vorhersagen und Erklärungen oft selbst - eine Fähigkeit, die als "Performativität" bezeichnet wird. Ob in den Wirtschaftswissenschaften, der Epidemiologie oder dem maschinellen Lernen: Modelle haben zunehmend Einfluss auf die soziale Welt, indem sie politische Entscheidungen und individuelles Verhalten beeinflussen. Diese Entwicklungen sollten für Philosophen aus zwei Gründen von größter Bedeutung sein:
Erstens kann Performativität wissenschaftliche Vorhersagen und Erklärungen beeinträchtigen. Wenn beispielsweise ein epidemiologisches Modell viele Todesfälle vorhersagt, könnten die Menschen daraufhin ihre sozialen Kontakte reduzieren, was wiederum dazu führen kann, dass die vorhergesagten Ereignisse nicht eintreten! Wie sollten wir eine solche Vorhersage bewerten, und wie sollten Wissenschaftler mit diesen Auswirkungen umgehen?
Zweitens werfen o.g. Entwicklungen schwierige ethische Fragen bzgl. der Legitimität der Wissenschaft als Leitfaden für menschliche Angelegenheiten und der diesem Prozess zugrunde liegenden Werte auf. Sollten wir die zunehmend praktische Rolle der Wissenschaften bei der Politikgestaltung und dem Verhalten des Einzelnen begrüßen? Oder könnte ein solcher Einfluss zur Manipulation benutzt werden, die möglicherweise die demokratische Entscheidungsfindung untergräbt? Dies sind schwierige philosophische Fragen, die gleichzeitig auch von großer praktischer Bedeutung sind. Dennoch gibt die Wissenschaftsphilosophie bisher kaum eine Orientierungshilfe dafür, wie performative Wissenschaft bewertet und gesteuert werden kann. Das MAPS-Projekt wird diese Lücke schließen.
Die Hauptziele des Projekts sind:
- ein verbessertes Verständnis davon zu entwickeln, was Performativität ist und was sie bewirken kann, indem die wissenschaftliche Praxis genau beobachtet wird;
- die komplizierte Beziehung zwischen der epistemischen und der performativen Rolle der Wissenschaft zu verstehen und die ethischen Risiken der Performativität zu bewerten; und
- Philosophen und Praktikern eine Orientierung zu geben, wie sie performative Wissenschaft einschätzen und handhaben können.
Durch die Verbindung von Erkenntnissen aus der wissenschaftlichen Praxis und philosophischen Einschätzungen wird das Projekt das Management von Performativität als zentrales Thema der philosophischen Forschung etablieren.
Förderer: European Research Council (ERC)/Europäische Union (Horizon Europe)
Dauer: 2024 - 2029
Koordination: Prof. Dr. Philippe van Basshuysen
CELLS Mitwirkende: Prof. Dr. Philippe van Basshuysen